Man kann nie genug davon haben
Zu den wichtigsten Dingen im Leben gehören zweifelsfrei Kontakte. Beziehungen schaden bekanntlich nur dem, der sie nicht hat. Egal, ob wir es als Vitamin B für Beziehungen, oder als Networking bezeichnen, Fakt ist, im Business braucht es belastbare Geschäftskontakte und je mehr desto besser. Der Kenn-Faktor (man kennt sich eben) schafft das psychologische Grundgerüst von Vertrauen. Wer vor einer Entscheidung steht, wo es auf Menschen ankommt, bedient sich eben leichter derer, die man kennt; unser Gehirn mag es gerne einfach und unkompliziert, ohne großes Nachdenken.
Darauf bauen wir ein Leben lang
Starke Familienbande sind da eine gute Basis. Ob Clans oder Dynastien, wer auf Größe und Machtentfaltung bedacht ist, baut wie selbstverständlich an tragfähigen sozialen Netzen. Es verwundert daher nicht, wenn sich im Porträt der Rothschild-Bankendynastie folgender für uns hier wichtige Hinweis auf ein dynastisches Prinzip findet, wonach die Patriarchen jener Familie „testamentarisch verfügten, dass die Söhne als Partner zusammenhalten und um jeden Preis und mit allen Mitteln die Einheit bewahren sollten“.1)
Die Logik des Beziehungsnetzwerks
Auf die Familienbande folgen Schulfreundschaften, später erweitert um den Kreis der Kommilitonen und Berufskollegen sowie ergänzt um in den jeweiligen Gesellschaftskreisen erwünschten Clubs, Verbindungen und exklusiven Zirkeln.
Mehr als nur eine Zahl
Mit Blick in die Statistiken finden wir eine Bandbreite von 1.300 bis 1.700 Personen, die wir durchschnittlich im Verlauf einer Lebensspanne in Gesprächen kennenlernen.2) Bei einem mehr – denken sie an Personen im Vertrieb oder im Management insbes. bei Funktionen in diversen Ämtern – und bei anderen weniger, wie Personen in der Konstruktion oder Fertigung, soweit die Außenkontakte hier diesbezüglich gering sind.
Eine Buchpassage so hartnäckig wie ein Ohrwurm bei Songs
In diesem Zusammenhang sei auf ein Buch hingewiesen, das nah am Thema einen völlig ungewöhnlichen Aspekt aufgreift. Es wurde mir 1996 von einer Buchhändlerin regelrecht aufoktroyiert. Zwar nur bis auf den heutigen Tag nur angelesen, ging mir eine Sentenz mit Fernwirkung nie aus dem Kopf. „Wann immer ein anderer Mensch unseren Weg kreuzt, trägt er eine Botschaft für uns. Zufällige Begegnungen gibt es nicht.“3) Demnach würden uns Kontakte als Fäden im Geflecht einer Schicksalsgemeinschaft begegnen. Doch was, wenn dieser Gedanke seine Berechtigung hätte? Wie oft werden von uns Gespräche oberflächlich geführt, oder als lästig gar abgewürgt.
Kennen Sie die Dialektik des nervösen Blicks?
Noch glauben sie mit jemandem im Gespräch zu sein, während ein unsteter, rastloser Blick ihres Gegenübers längst suchend umherwandert und Ausschau hält nach noch interessanteren Gesprächspartnern, als sie es sind. Weder hier noch dort, kann diese Kommunikation für dieses Mal gelingen. Ex post mag es jenem reuen, dem es an der Bereitschaft mangelte, sich seinem Gesprächspartner ganz zu widmen. Vielleicht klappt’s ja bei der nächsten Begegnung, die – nachdem sie das gelesen haben – kein Zufall sein wird und ihrer Aufmerksamkeit verdient.
Autor: Norbert W. Schätzlein
1) Morton, Frederic: Die Rothschilds, Porträt einer Dynastie, Aus dem Amerikanischen von Hans Lamm und Paul Stein, aktualisiert von Michael Freund, Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, 1992 und 2004, S. 126
2) Kennenlerngespräche liegen jenseits stakkatohafter Kommunikation in Funktionsroutinen wie z.B. an der Tankstelle: „Die Nr. 3“ – „Macht 76,30 Euro“ – „Ich zahl mit Karte.“ – „Bestätigung drücken!“ – „Vielen Dank“ – „Wiedersehen“
3) Redfield, James: Die Prophezeiungen von Celestine, Ein Abenteuer, 3. Aufl., München: Wilhelm Heyne Verlag, 1994, S. 245
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