Angenommen Sie sind Personaler oder angestellter Geschäftsführer bzw. Unternehmer (immer männlich/weiblich – versteht sich).
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit könnte Sie einer der nachstehenden Gründe bewegen einen externen Berater/Trainer zu beauftragen:
– Unternehmensanalyse
– Personalsuche
– Nachwuchskräfteförderung
– Post Merger Integration (Mitarbeiterintegration nach einer Unternehmensfusion)
– Schulungen im Allgemeinen als Teil der Personalentwicklung
– oder, oder, oder.

Welche Fragen würden Sie dem Externen stellen? – Denken Sie kurz nach.

Nun, vielleicht würden Sie wie viele Ihrer Kollegen jene stellen nach:
– Referenzen
– Berufserfahrung
– Kosten
– Methodenspektrum
– Ideen
– Verfügbarkeit
usw.

Bevor wir zur Gretchenfrage kommen, lassen Sie uns den Sachverhalt nochmals aus einer anderen Perspektive betrachten.

Wir suchen einen externen Berater dem wir unser wertvollstes Gut, unsere Mitarbeiter anvertrauen. Richtig?

Welche Information sollten wir unbedingt haben, bevor wir uns selbst jemanden anvertrauen?

Aus der Literatur kennen wir die alles entscheidende Frage vor einem Auswahlverfahren, nämlich die Gretchenfrage. In Goethes Faust stellt Gretchen die Frage an (den geliebten) Heinrich: „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.“

Abb.: Johann Wolfgang von Goethe
Abb.: Johann Wolfgang von Goethe

Gut, diese Frage taugt nicht 1:1 auf den Sachverhalt und verstößt im Übrigen gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Und dennoch mit etwas Abstraktionsvermögen hilft sie uns doch noch weiter. Wenn wir Jemandem vertrauen wollen bzw., wenn wir Jemandem unser Wertvollstes anvertrauen wollen, dann sollten wir eins fragen: Welches Menschenbild besitzen SIE Herr/Frau (…)?

Es macht doch einen Unterschied, ob jemand Menschen zugeneigt ist (Philanthrop) oder sie verabscheut oder nur benutzt (Misanthrop).

Schon seltsam, aber diese Frage wird in der Praxis nie gestellt. Dabei wäre spannend zu sehen, wie die Reaktion darauf ausfällt. Wer stottert, stammelt oder stutzt hat verloren. Wer Belangloses oder rhetorisch allzu Glattes von sich gibt, mag vielleicht ein guter Schauspieler oder Rhetoriker sein, aber unser gutes Bauchgefühl wird er möglicherweise damit nicht bekommen.
Was uns überzeugen mag, ist vielleicht eine Story, die dem echten Leben entnommen ist. Eine solche wird besonders dann glaubhaft, wenn die Verblüffung groß genug war.

Patentlösung habe ich auch nicht, aber die Frage nicht zu stellen, halte ich für fahrlässig.

Autor: Norbert W. Schätzlein

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