… nie war sie so wertvoll wie heute.
Wenn die Klarheit und damit die Transparenz fehlt, die Faktenlage völlig unübersichtlich ist, Mehr- und Vieldeutigkeit die Kommunikation ad absurdum führen und Komplexität zum Lieblingswort im Jargon der Meetingkultur aufsteigt, dann ein herzliches Willkommen im hier und jetzt.
Die überragende Managementkompetenz in diesen Tagen der C-Krise ist Ambiguitätstoleranz. Wenn es so sein kann oder auch anders, dann ist es doppelsinnig, mehr- oder zweideutig (lat. ambiguitas). Dies auszuhalten erfordert eine gerüttelte Portion an Toleranz (lat. tolerare für ertragen, erleiden, erdulden). Die Situationskomik will es, dass Sie als Manager in C-Krisen-Zeiten gar nicht mehr aus diesem Denkmodus herauskommen. Vieles fühlt sich surreal und bisweilen kafkaesk an.
Zeiten der Ungewissheit, sind die Hoch-Zeiten für Psychopathen
Ein aufrichtiger, geradliniger Mensch tut sich schwer mit Doppeldeutigkeiten und meidet aus seiner Charakterfestigkeit heraus diese verunsichernde Handlungskomponente. Ein Psychopath hat vielleicht schon in seiner Kindheit gelernt, wie seine Eltern andere Menschen manipulieren durch das Erzeugen von kognitiven Dissonanzen ihre Erfolge realisieren. Stellen Sie sich vor, jemand gibt Ihnen eine Watsche und sagt gleichzeitig „ich habe Dich doch so lieb“. Wie reagieren Sie darauf? Ihr Gehirn spielt mit solchermaßen widersprüchlichen Informationen förmlich verrückt und such nach der einfachsten Erklärung. Psychopathen sind Meister im Einsatz von solchen kognitiven Dissonanzen und wissen die Menschen damit zu manipulieren. Die Grenzen zwischen Ambiguität und Lug und Betrag sind fließend. Wer diese Ambiguitätstoleranz nicht schon mit der Muttermilch aufgesogen hat, kann sie in späteren Jahren dennoch erlernen. Bis aber jemand die Spiele des Lebens durchschaut hat, muss er meist auf viele verlorene Jahre seines Lebens zurückblicken und sich fragen, warum habe ich nur vertraut bzw. wie naiv konnte ich nur sein?
Auf die Transparenz der Wirkmechanismen folgt Anwendungssouveränität
Einmal durchschaut kann man sich Mechanismen und Methoden dienstbar machen. Eine letzte Restriktion ist das Denken in seinen klassischen Optionen, nämlich sequentiell oder parallel vorzugehen. Paralleles Denken ist hier klar im Vorteil, denn unter Ambiguität muss man bisweilen auch eher sich widersprechende Strategien gleichzeitig verfolgen und sich dann erst für die Weiterverfolgung einer Strategie entscheiden, wenn sich die Informationslage verdichtet hat. Pokern nennt man dies auch bisweilen. Und für den Schwebezustand in der Phase der Ungewissheit blufft sich’s leichter mit Charmeoffensiven.
Wenn Ambiguitätstoleranz auf Frustrationstoleranz trifft
Einmal arrangiert mit den Machtspielen, wird es Ihnen auch nicht schwer fallen die Dinge wegzustecken, ohne an den Widersprüchen des Lebens zu scheitern. Mit hinreichend Berufserfahrung sollte auch die Frustrationstoleranz, also die Fähigkeit mit Enttäuschungen umzugehen, gewachsen sein. Man kann sogar Enttäuschungen etwas Positives abgewinnen, wenn man sie als Ende einer Täuschung ansieht.
Krisenphasen sind Trainingsphasen
Krisen sind klassischerweise Phasen der Intransparenz und der Ambiguität. Hier bewährt sich, wer in Szenarien zu denken vermag. Diese Szenarien müssen dann nicht selten gleichzeitig bespielt werden, bis Land in Sicht kommt. Eine Portion gesunder Schizophrenie braucht’s bisweilen schon. Wie stark ein angestellter Manager oder ein eigenverantwortlicher Unternehmer wirklich ist, zeigt sich in Krisenzeiten. Hier können beide reüssieren: die, die ihr Handwerk der Ambiguitäts- und Frustrationstoleranz gelernt haben und diejenigen, denen es im Blut liegt: die Psychopathen.
Zu welchem Typ gehören Sie?
Ihr personaler.de-Autor
Norbert W. Schätzlein, schaetzlein@siris-systeme.de
Bildquelle: Pixabay (von Gordon Johnson), über vertikale Spiegelung und Einfügung eines Puzzlesteins verändert
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