Testen Sie sich
Ob Absolvent eines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums oder nicht, folgende drei Fragen sollten Sie sicher beantworten können:
1. Die Idee von der unsichtbaren Hand des Marktes; „Ihr zufolge spielt die private Ethik keine Rolle; alles, was geschieht sei es nun moralisch oder amoralisch, trägt zum Allgemeinwohl bei.“ Diese Idee wurde ersonnen von:
A) Adam Smith oder
B) Bernard Mandevill
2. Die Vorstellung, wonach nur der Stärkere in der Natur die Evolution vorantreibt (Survival oft he fittest), ist ein Programm natürlicher Selektion. Die bestangepassten Individuen überleben im Kampf ums Dasein. Diese Vorstellung wurde ersonnen von:
A) Charles Darwin oder
B) Herbert Spencer
3. Nach, Adam Smith (Ethikprofessor), ist sein Hauptwerk:
A) Der Wohlstand der Nationen (Darstellung des Menschen als durch Egoismus und Eigennutz motiviertes Individuum.)
B) Theorie der ethischen Gefühle („Leitprinzip des menschlichen Verhaltens sind liebevolles Wohlwollen und Zuneigung; der Mensch ist kein rationaler Akteur, sondern seine Handlungen werden primär von seinen Gefühlen bestimmt.“)
Wenn Sie bei der Beantwortung der vorstehenden drei Fragen zu einer Triple A-Lösung gelangt sind, ist ihr Rating so wertlos wie manch andere Notation in unserer Ökonomie.
Nur mit den B-Antworten gelangen Sie hier zu den (echten) Wahrheiten. Soviel zur Herkunft dieser Theorien.
Nichts ist so wie es scheint
Sind die vorstehenden Theorien denn auch richtig?
„Eine hundertfach wiederholte Lüge ist leichter zu glauben, als eine zum ersten Mal gehörte Wahrheit.“ (Robert Staughton Lynd) Unsere Weltbilder sind uns kostbar; niemand gibt sie bereitwillig auf. So gab es dereinst für die Überbringung einer guten Nachricht (Bestätigung unseres Weltbildes) ein Trinkgeld, das man Gospel nannte. Die Überbringer schlechter Botschaften (Gefahr für unser Weltbild) mussten hingegen um ihren Kopf fürchten.
Starke Bilder überdauern ihre Verfallszeiten
Wenn sich ein Virus – und sei es nur ein geistiger – einmal festgebissen hat, scheint er unausrottbar. Wie sonst lässt sich in Kenntnis der Halbwertszeit allen Wissens erklären, dass diese drei obigen Theorien, so falsch sie auch inhaltlich sein mögen, bis auf den heutigen Tag unsere Ökonomie maßgeblich bestimmen.
Der Sozialdarwinismus hat das Naturprinzip der Kooperation ignoriert, der selbstsüchtige zweckrationale Homo oeconomicus ist spätestens über die Entdeckung der Emotion als Entscheider durch die Neuroökonomie gescheitert und die unsichtbare Hand scheint insbesondere dann zu fehlen, wenn man sie besonders braucht: in Wirtschaftskrisen.
Wenn sich veraltetes und sogar falsches Wissen so hartnäckig hält, muss man sich immer wieder fragen: Cui bono, wem nützt es?
Wenn Ihnen das zu verschwörungstheoretisch klingt, dann dies alternativ: sapere aude; „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Interpretation nach E. Kant.)
Autor: Norbert W. Schätzlein
Quelle: vgl. Sedláček, Tomáš: Die Ökonomie von Gut und Böse, München: Carl Hanser Verlag, 2012, S. 230, 253
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