Kommt Ihnen das bekannt vor? Sie führen ein Bewerbergespräch, vereinbaren den nächsten Kontakt und alles, was Sie dann noch hören ist beredtes Schweigen. Ans Telefon geht keiner ran, auf ein E-Mail wird nicht geantwortet; einfach Funkstille.

Manche Menschen stellen sich bisweilen tot. Man hört und sieht nichts mehr von Ihnen. Als wäre da nie etwas gewesen. Diese Irritation kann aber nicht nur von Bewerbern ausgehen, sondern auch von Unternehmen.

Wenn das Unternehmen hartnäckig schweigt oder der Bewerber, dann wird’s bisweilen spooky. Unwirklich und geradezu gespenstisch. – War da wer? – Haben wir uns nicht ausgezeichnet verständigt? – Eine der Parteien wird zum Geist. Eine Reminiszenz auf den Film Ghost, aber diesmal mit umgekehrter Vorzeichensetzung: keine Nachricht von Sam.

Dieses Phänomen ist weit verbreitet und trägt den Namen: Ghosting.

Ghosting – eine Begriffserläuterung

Sie suchen den erneuten Kontakt zu einem Gesprächspartner (Bewerber oder Unternehmen) und ohne ersichtbaren Grund, kommt keine Kommunikation mehr zustande. Die Leitung ist tot und Sie bleiben im Unklaren zurück, was da passiert ist.

Alles, was wir nicht verstehen, beherrscht uns. Ungeklärte Verhältnisse, ohne Begründung, ohne Erklärung lassen uns dann grübeln und darüber nachdenken, was da wohl schieflief und ob uns eventuell ein Fehler unterlaufen ist. Bei diesem Sinnieren gehen einem dann fast unweigerlich die Gedanken durch den Kopf, ob eine Krankheit oder ein Unfall passiert ist und die Fortsetzung des Dialogs verhindert. – Doch was immer Sie bewegt, die Antwort bleibt aus. Dieser Kontaktabbruch nennt sich Ghosting.

Was können Sie tun?

Variante I: Die Selbstberuhigungspille

Nicht’s ist so wie es scheint und bisweilen kommt es anders als man denkt. Ihr Gegenüber hält es vielleicht mit der „bayerischen, heiligen Dreifaltigkeit nach Monika Gruber: jetzt wart mer mal, dann schaun mer mal und dann sehn mer scho.“

Das mag Ihnen auf den ersten Blick flapsig erscheinen, aber manchmal sollte man einfach nicht zu tief grübeln, die Dinge abhaken und im Sinne gelebter Widerstandsfähigkeit die Qualitäten eines Stehaufmännchens zeigen, sich einmal schütteln und dann sich neuen Dingen widmen. Wer sich ärgert, büßt die Fehler anderer, besagt ein Sprichwort. Ärgern Sie sich also nicht und denken Sie daran, dass anderen Ähnliches widerfährt.

Variante II: Setzen Sie sich für den Vorgang ein gedankliches Ultimatum

Sie können erneut aktiv werden und den Kontakt ein weiteres Mal und auch auf anderen Wegen suchen. Wenn Sie kein positives Ergebnis erhalten, sollte es eine Deadline für Ihr Engagement geben, wo sie einen Haken dransetzen und zur Tagesordnung übergehen.

Variante III: im Kollegenkreis darüber reden und neuen Akteur ins Spiel bringen

Besprechen Sie sich mit einem Kollegen/einer Kollegin und vielleicht kommt über einen Dritten im Spiel der erhoffte Kontakt und eine Erklärung zustande. Lassen Sie’s dann aber bei einem Versuch bewenden, sonst werden zu viele weitere Ressourcen verschwendet.

Fazit/Konklusion zu den Varianten I bis III:

Es muss in dieser Phase der Ungewissheit, also bei dieser kafkaesken Spiegelfechterei eine Sollbruchstelle geben. Bei diesem Punkt müssen Sie mit sich im Reinen sein in der Gewissheit alles versucht zu haben. Sie können sich sagen, (A) dass es nicht hat sein sollen, (B) die Passgenauigkeit gefehlt hat und (C) Ihr Gegenüber Ihr Vertrauen nicht verdient hat und wir es daher dabei bewenden lassen sollten; time-out.

Autor: Norbert W. Schätzlein, 15.04.2020

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