… auch wenn Jeff Bezos sagt: „Amazon wird pleitegehen“

Vor ein paar Jahren überraschte Jeff Bezos mit einer als eher leicht schräg empfundenen Nachricht, wonach er überzeugt sei, dass das von ihm gegründete Unternehmen Amazon pleitegehen würde. Nicht heute und auch nicht die nächsten 3 bis 5 Jahre, aber viel länger als 30 Jahre (plus) zu überleben sei nach seinen Beobachtungen kaum zu realisieren.

Zwischenzeitlich wiederholt er diese Einschätzung, worunter zwar der Neuigkeitswert leidet, nicht aber das Gedankenkonstrukt dahinter.

Unternehmen in der Gründungsphase üben nahezu Magnetkraft aus auf Mitarbeiter, Märkte und Investoren. Es ist wie die Anmut eines Babys oder eines Jungtieres, dem wir alle unwillkürlich zugeneigt sind. Auch Unternehmen umweht anfänglich ein Hauch des Besonderen. Mit zunehmendem Wachstum verflüchtigt sich diese Aura und mit ihr der Spirit des Unwiderstehlichen. Die Lust und die Freude sich auszuprobieren und an seine Grenzen zu gehen, wird von Normen, Vorschriften und Regularien zusehends zurückgedrängt. Wächst sich der lebende Organismus gar aus, erstarrt so manches in Form und Struktur. Willkommen in der Routine und einem Alltag nach wiederkehrendem Muster und Schema.

Bezos wirkt mit der „Day-One“-Philosophie der zunehmenden Trägheit von Organisationen entgegen und meint, dass jeder Arbeitstag als ein Neuanfang betrachtet werden solle. „Day Two“ wäre dann folgerichtig Stagnation, zunehmende Irrelevanz und schließlich der komplette Niedergang.

Auffällig großgewordene Spezies, der Vergleich zum Dinosaurier liegt nahe, verschaffen sich nicht nur recht viel Platz und Lebensraum, sie brauchen auch keine Fressfeinde mehr zu fürchten. Bisweilen leidet die Agilität unter dieser Komfortzone. Und noch etwas wird zur Voraussetzung für’s Überleben großer Tiere. Dinos können ihre massigen Körper nur mit riesigen Herzen betreiben, denen 10% mehr Sauerstoff über den Blutkreislauf zugeführt wird, als heute in der Troposphäre Flora und Fauna zur Verfügung steht. Dieser Sauerstoff soll uns hier als Metapher dienen. Als bildhafter Vergleich nämlich für Umgebungsbedingungen, die zunehmend artifiziell sind.

Zahlt Amazon in Europa Steuern?

Viel zu wenig meint eine Mehrheit, die sich nicht durchsetzen kann.

Bekommen Großunternehmen Privilegien vom Gesetzgeber zugestanden?

Bisweilen nur zu leicht und mit vorauseilendem Gehorsam.

Wenn Unternehmen nicht an sich und damit an ihrem Geschäftsmodell arbeiten, verfallen sie in Starre und schlimmstenfalls in Agonie. Alles Große trägt damit den Keim des Versagens in seinem Innersten. Ichak Adizes hat diesen Gedanken vor Jahrzehnten im Bild eines Lebenszyklus zusammengefasst. Danach folgt auf einer Phase des Wachstums und Erblühens von Unternehmen, eine Stagnation, die bequem und träge macht, bevor es zum Abstieg kommt. Am Ende steht die Zerschlagung.

Dieses Wissen hat die SIRIS® Systeme in einem ihrer Tools (AURIS4company; www.siris-systeme.de) aufgearbeitet. Immer mehr Unternehmen nutzen mittlerweile diese Analyse-Werkzeuge und ziehen diese zur Strategiefindung in ihren Managementgremien und -Sitzungen heran. Personaler leiten hieraus bequem ihre Personal- und Organisationsentwicklungsprogramme ab. Die gute Nachricht bei der Arbeit mit diesen Werkzeugen lautet, dass der gewonnene Erkenntnisprozess keinesfalls dazu führt, dass die Lebenszykluskurve in all ihren Höhen und Tiefen abgefahren werden muss. Vielmehr ist es so, dass diese Standortanalyse und die daraus abgeleiteten to do’s Institutionen/ Unternehmen in die Lage versetzen sich zu erneuern. Quasi verpassen sich die Organisationen eine Frischzellenkur oder steigen im Zielbild der Geistesgrößen früherer Jahrhunderte in einen Art Jungbrunnen.

AURIS4company ist heute eines der wichtigsten strategischen Werkzeuge für Unternehmen, die nichts mehr fürchten als den Stillstand und die geistige Trägheit. Jeff Bezos weiß um diese Sachverhalte vom Kommen und Gehen von Organisationen und antizipiert, was auf ihn zukommt, wenn er nicht rechtzeitig und mit sicherer Hand die Weichen stellt für einen Dino dieser Größe. Aussagen Bezos, die vielleicht anfänglich beim erstmaligen Lesen als eher unverständlich erscheinen, erweisen sich als die Gedanken eines klugen Kopfes. Chapeau! und Glückwunsch zum heutigen 25-jährigen Firmenjubiläum.

(…) Hätte ich nur meine Amazon-Aktien behalten und nicht so früh verkauft; aber das ist dann wieder eine ganz andere Geschichte.

Ihr Autor: Norbert W. Schätzlein, Kontakt zum Autor: schaetzlein@siris-systeme.de, Tel. 0751-79110-11

Bildnachweise:

1: Urheber des Bildes von Jeff Bezos im Jahr 2016 aus Wikipedia unter Stichwortsuche: AMAZON:

U.S. Department of Defense photo by Senior Master Sgt. Adrian Cadiz – https://www.flickr.com/photos/secdef/26804540906/in/album-72157668014155445/ Dieses Bild wurde von dem Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten mit der ID 160505-D-DT527-157 herausgegeben.

2: Lebenszykluskurve; © by SIRIS® Systeme, RV

Unterstützung

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat: Unterstützen Sie unsere Arbeit und Recherchen.

Persönliche Informationen

Spendensumme: 10.00€