Wurden Sie schon mal enttäuscht? Also so richtig? Bitter?

Wurden Sie vielleicht schon mal richtig überrascht? Positiv verblüfft?

Die Frage ist in gewisser Weise rhetorischer Natur, denn, natürlich ist uns das allen schon widerverfahren, positiv wie negativ.

Krasse Situation – aber wieso?

Aber dann kommt doch mit etwas Neugier die Frage auf nach dem WARUM? Vielleicht sogar mit einem differenzierten Blick, der weniger nach dem warum gerade mir, sondern, warum überhaupt?

Sie können auch – aus dem Methodenkasten des Qualitätsmanagements – die 5-W-Methode (auch 5-Why-Methode, 5 Why bzw. 5W genannt) zur Anwendung bringen und tief in den dunklen Kaninchenbau der Ursache-Wirkungs-Bestimmung eindringen. Auch nach noch so vielen WARUMs gelangen sie irgendwann an die Grenzen der Erkenntnis. Zu neuen Einsichten kommen wir erst, wenn wir uns auf neue Denkrahmen einlassen. Das erinnert zu Recht auch an das Zitat von Albert Einstein: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“

Dem zeig ich‘s

Die Menschen, die uns enttäuscht haben, könnte man der deutlichen Kritik unterziehen und geistig richten. – Und was werden sie tun? – Richtig! – Sie werden sich rechtfertigen und ihr Handeln hartnäckig verteidigen. Alle unsere Argrumente dienen ihnen dann nur noch dafür, ihre Rechtfertigungsrhetorik immer mehr zu verfeinern. Wir werden zu ihrem ungewollten Sparringspartner in der Optimierung ihrer Argumentationskette.

Kritik, auch wenn sie aus unserer Sicht angemessen erscheint, mag uns von unserer angestauten Wut befreien, die Situation löst sie hingegen nur selten. Und, wo unser rhetorisches Eindringen in den unsichtbaren Sperrkreis der Persönlichkeit nicht funktioniert hat, haben sich anschließend lediglich die Fronten verhärtet.

Wenn es erst gar nicht so weit kommen soll

Es gibt so viel, worüber wir in Konflikt geraten können: Ungereimtheiten und Unklarheiten in der Beurteilung einer Situation, unterschiedliche Einstellungen und Wahrnehmungen, die Verschiedenheit der Sozialisation, Traumatisierungen und Enttäuschungen, und und und. Gefühlt – doch das mag als Wahrnehmungsverzerrung täuschen – war die Heterogenität im Mindset „dank“ der Vielfalt an Medien so groß wie in unseren Zeiten. Wir können heute mühelos über das gleiche reden und meinen doch nicht dasselbe.

Damit wir in Unternehmen uns als Entscheider/Führungskräfte nicht permanent mit (unnötigen) Konflikten „herumschlagen“ müssen, könnten wir uns daran orientieren, wie Kinder sich zum Spielen organisieren. Erst mal spielen sie nicht mit jedem. Das wäre aufs Unternehmen übertragen die Analogie zur sorgfältigen Personalauswahl. Dann verwenden sie viel Zeit auf abgestimmte Spielregeln. Unternehmen stehen hier gleich mehrere Instrumente zur Verfügung; sie reichen von der Arbeitsplatz- und Stellenbeschreibung über Führungsgrundsätze und Unternehmensleitbild bis zu den Compliance-Kodizes. Mit den transparenten und vereinbarten Spielregeln ist viel erreicht. Man sollte bloß nicht übersehen, dass man sie wieder und immer wieder im Bewusstsein halten muss. Das nervt die Führungskräfte bisweilen, ist aber unverzichtbar. Sind die Regeln klar, geht’s ans Eingemachte, egal ob beim Spiel oder in unseren Organisationen. Jetzt ist Performance gefragt.

Restkritik?

Natürlich wird es immer etwas geben, was nicht optimal rund läuft. Solange es Menschen gibt, wird man sich an den Tisch setzen und Dinge klären müssen. Nur haben wir jetzt einen klaren Trumpf im Ärmel, wir können unsere Argumente referenzieren. Wir können uns auf das Vereinbarte beziehen und sachlich-objektiv bleiben. Das stärkt unsere Position ungemein. Und auch hier gibt es in der Personalentwicklung die passenden Instrumente, die den Dialog befördern und die Rollen auf beiden Seiten stabilisieren.

Worauf es also wirklich ankommt, ist jetzt leicht zusammenzufassen:

a) einer wirklich sehr sorgfältigen Personalauswahl müssen b) klar gesetzte „Spielregeln“ folgen, die c) im Bewusstsein gehalten werden. Mit den passenden PE-Tools wird d) der Dialog gestaltet und am Laufen gehalten.

Klingt einfach, oder? Ist auch einfach, wenn die Vorarbeit geleistet wurde.

Autor: Norbert W. Schätzlein

Bildquelle zu Mark Twain: Pixabay

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