Warum sind einige Lehrer/Trainer/Coaches/Ausbilder erfolgreich und an andere erinnert man sich nur mit Grauen und Entsetzen.

Mir sitzt heute noch die Angst im Nacken, wenn ich mich an einen Geschichtslehrer zurückerinnere, der seine Einstellung und Vorstellung von einer angemessenen Durchfallquote wie eine Monstranz vor sich hertrug. Sein didaktischer Ansatz war ein einfacher: knalle den Leuten Geschichtszahlen vor die Füße und wenn sie sie nicht treffsicher rekapitulieren, dann verachte man die Versager. Bulimielernen war die Folge, der Geschichtsunterricht war ein Schreckgespenst und der Lehrer war ohnegleichen verhasst. Sicherlich gibt es das so heute nicht mehr, aber wer weiß, wer es in Zeiten von Corona nicht doch wieder schafft als Lehrender die Schüler zu tyrannisieren? Mein Beispiel nach einer wahren Begebenheit mag extrem klingen und es war dennoch möglich, weil die Babyboomer so zahlreich waren. Es kam nicht darauf an, alle mitzunehmen und bei der Stange zu halten. Sollten doch einige auf der Strecke bleiben, da waren ja noch genügend andere. Es bestand kein Mangel an „Knirpsen“.

Der Ulmer Neurobiologe Manfred Spitzer sagte es in einem seiner Bücher sehr treffsicher und richtig: wir lernen die Angst mit und behalten sie abgespeichert in Erinnerung. – Didaktisch eine Voll-Katastrophe. So darf Lehre niemals sein, auch nicht die Ausbildung in Betrieben und an den Hochschulen. Studien belegen seit Jahren, dass der erste Vorgesetzte (in Zeiten von Gender natürlich immer m/w/d) prägt und zwar lebenslang. Ich erinnere mich mit großer Freude an meinen ersten Chef in der Ausbildung in einer überregionalen Bank in Ochsenfurt/Main. Ein großartiger Mensch, eine exzellente Führungskraft und mir bis heute ein leuchtendes Vorbild, dem ich in meiner beruflichen Karriere stets nachgeeifert bin.

Lehre/Unterricht/Seminare/Workshops funktionieren nur in einer angstfreien Atmosphäre/Umgebung.

Studien belegen: Erfolg von Lehrenden steht im kausalen Zusammenhang mit deren strukturbildenden Fähigkeiten, dem Talent den Praxisbezug herzustellen und der Wertschätzung, die sie verströmen.

Und nicht, dass sie denken, dass ich nur schlechte Lehrer hatte. Das obige Beispiel, das aber leider kein Einzelfall war, wird in Summe wieder aufgewogen, durch Lehrer und Dozenten, die ich wirklich wertschätzte (Wertschätzung geht demnach in beide Richtungen) und mochte. Und das ist der Trick an der Lehre: du musst die Menschen mögen. Wenn du mit Verachtung, Abscheu und Desinteresse in den Kurs/Vortrag, etc. gehst, dann kommt heraus, was du erwartest, nämlich, die Vorstellung man sei von lauter Idioten umgeben. Wir wissen und kennen längst die dahinterliegenden psychologischen Phänomene, die da heißen: self-fulfilling prophecy (selbsterfüllende Prophezeiung), Pygmalion-Effekt und Rosenthal-Effekt. Gemeint ist damit immer das Gleiche: wir bekommen als Ergebnis, was wir erwarten. Lieben wir die Menschen, dann bekommen wir gute Kursteilnehmer; verachten wir die Menschen, dann haben wir lauter Versager vor uns sitzen. Tja, so einfach und für manche scheinbar doch so schwer. Aber letztere haben in Ausbildung und Lehre nichts verloren; da interessiert auch nicht ihr akademischer Grad.

Autor: Norbert W. Schätzlein, Autor des Buches: Kompass der Persönlichkeits- und Organisationsentwicklung – ein must-have für Entscheider

Bildnachweis: Pixabay (von Wokandapix) ergänzt um Schrift

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