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Wann haben Sie das letzte Mal diesen Satz – ernstgemeint – von einer Führungskraft gehört? Unnötig das Gedächtnis zu strapazieren. Es soll schon vorgekommen sein, dass einzelne Manager mit der kostbaren Ressource Zeit umzugehen wussten, der Normalfall hingegen sieht anders aus. Doch Zeitknappheit ist kein ausschließliches Phänomen der Gegenwart. Der römische Kaiser Hadrian, Publius Aelius Hadrianus 76-138 n.Chr., wird uns als versiert und engagiert bei der Erledigung eines großen Arbeitspensums überliefert. Eine Anekdote berichtet von einer Begegnung auf seinen vielen Reisen mit einer Frau, die ihn mit einem Anliegen ansprach. Er erwiderte ihr, dass er keine Zeit habe. Die Antwort: „Dann höre auf Kaiser zu sein!“ traf auf Einsicht bei Hadrian und schaffte der Frau das gewünschte Gehör.

Der Satz „Zeit ist Geld“ führt Unternehmer und Manager in die Irre.

Geld ist das Ergebnis, das Resultat des Tuns. Aber wer nach Identität und Selbstverständnis arbeitet da, wenn er arbeitet?
Ein Selbständiger verkauft seine Arbeitsstunden gegen Nachweis. Dieser Faktor seiner Einkünfte variiert, wenn er es riskiert nach erfolgreichen Abschlüssen bezahlt zu werden.

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Der Unterschied zwischen Selbständigem ohne Mitarbeiter und Manager/Unternehmer ist der Hebel über die Zahl der disziplinarisch unterstellten Mitarbeiter. Diese Erkenntnis ist natürlich eher selbstverständlich, aber gleichwohl hier im Kontext wichtig. Je mehr Mitarbeiter produktiv ihre Lebensarbeitszeit auf die Ziele des Managers/Unternehmers richten, desto größer die Chance auf ein höheres Einkommen jener Personengruppe.

Das Ergebnis dieser Führungskräfte hängt also maßgeblich davon ab, wie gut andere, nämlich angestellte Mitarbeiter, für sie effizient (die Dinge richtig tun) arbeiten. Aufgabe der Führungskräfte ist es hingegen effektiv (die richtigen Dinge tun) zu sein, wobei der Zeitfaktor nachrangig wird. Das führt uns zu der Frage, was die richtigen Dinge einer Führungskraft sind?

Die Gralssuche im Management: Die richtigen Dinge tun …
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Was muss ein Manager/Unternehmer also selbst geleistet haben nach einem Arbeitstag und wann darf er mit sich selbst zufrieden sein?
Die Frage mag banal klingen, kommt aber der Errettung Fausts (J.W. v. Goethe) gleich: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen“. Wann immer es gelingt, die Frage nach dem sinnvollen Tun für die betreffende Führungskraft befriedigend zu beantworten, steigert dies die Produktivität aller Beteiligten enorm. Schließlich wird effektives Handeln über die disziplinarisch unterstellten Mitarbeiter (Führungsspanne) wirksam. Der ehemalige US-amerikanische General und spätere Präsident, Dwight D. Eisenhower (1890-1969), hat die an Führungskräfte gerichtete Herausforderung erkannt und das Entscheidungsspektrum zwischen Dringlichkeit und Wichtigkeit mit einer Matrix abgebildet. Danach ist beispielsweise das Tun manchmal ein „Selber-machen“ und ein andermal ein „Machen-lassen“. Die Differenzierung zwischen beiden Polen ist ein Akt reifer Führung. Die Delegation hat Grenzen, um nicht zu sagen sie kennt sogar Tabus. Führung ist unter anderem Sinnstiftung und bei dieser Wichtigkeit nicht delegierbar. Vision, Ziele und Strategie, also der Natur nach komplexe Herausforderungen, gibt dem Management überhaupt erst seine Daseinsberechtigung und ist somit die primäre Aufgabe.

… die nicht immer gleich ergebniswirksam sind

Nicht vergessen werden darf die Pflege des Beziehungsmanagements als integraler Bestandteil von Führung im Top-Management. Beziehungen schaden bekanntlich nur dem, der sie nicht hat.
„Je mehr Menschen zusammenkommen, desto mehr Zeit brauchen sie“ nach Drucker „für persönliche Kontakte, desto weniger Zeit bleibt für Sachfragen, Aufgabenerfüllung und Ergebnisse.“

Der Stein der Weisen: Effektivität
Was ist effektives Tun?
Effektivität im Sinne die richtigen Dinge tun, meint, sich Entscheidungsalternativen stets bewusst zu sein. Ferner, die Auswahl treffen, die nach Abwägung von Ressourcen, Zielsetzung und Ergebnisbeitrag die Beste, oder sagen wir die Cleverste ist. Für den Selbständigen ist nichts erreicht, wenn er es nicht selber tut, ganz nach dem Motto: „selbst und ständig“. Mit wachsender Zahl an Mitarbeitern bei Managern und Unternehmern müssen wir über Führungsinstrumente nachdenken. Delegieren Sie schon, oder machen sie noch alles selber? Das ist aber nur ein Aspekt bei der Auswahl von geeigneten Führungsmitteln. Diesem naheliegenden Gedanken gehen ein paar entscheidende Weichenstellungen voraus. Ein kluger Mensch hat mal gesagt: „Gib mir eine Handvoll guter Mitarbeiter und mich kümmert weder Aufgabenstellung noch Produkt.“ Soll heißen, mit den richtigen Mitarbeitern ist alles möglich. Daher: erst die passenden Mitarbeiter rekrutieren, dann die Voraussetzungen schaffen für Leistung, Ziele setzen und die Mannschaft motivieren. Wobei für letzteres es häufig schon reicht, wenn Manager/Unternehmer nicht demotivieren. Allzu verwöhnt sind hier die Mitarbeiter in deutschen Unternehmen nach dem Gallup-Engagementindex nicht.

… Und wann ist das Tun effektiv?

Darüber hat sich ein erfahrener Managementberater bereits gründlich Gedanken gemacht mit der auf den Punkt gebrachten Erkenntnis: „Konzentration ist der Schlüssel zu wirtschaftlichen Resultaten. Gegen kein anderes Prinzip der Effektivität wird so regelmäßig verstoßen als gegen das Grundprinzip der Konzentration. Unser Motto scheint zu sein, lasst uns von allem ein bisschen tun!“

Missverstandenes Zeitmanagement

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Je größer die Führungsspanne, desto geringer die Bedeutung der nach zeitlichen Maßstäben eingesetzte Aufwand. Wer die eigene Zeit nach Quantität bemisst denkt nicht, oder doch nur bedingt unternehmerisch. Ein kluger Manager/Unternehmer mag kurze Präsenzzeiten im Unternehmen haben und kann dessen ungeachtet extrem erfolgreich sein. Ergo: Manager/Unternehmer haben sehr wohl Zeit für das Wesentliche und dazu gehört insbesondere der Kontakt zu anderen Menschen. Wenn dennoch die Zeit zu fehlen scheint, ist das meist mehr als mangelnde Selbstdisziplin. Wenn andere Menschen unter dem unzureichenden Zeitmanagement einer Führungskraft zu leiden haben, verbirgt sich erfahrungsgemäß häufig eine respektlose Haltung dahinter. Der Mangel an Wertschätzung anderen gegenüber ist insofern verantwortungslos und ein Indiz für den Charakter einer Person, die ihre Führungsrolle nicht verstanden hat.

Fazit:
Um noch einmal auf die Überschrift „Für Sie habe ich immer Zeit!“ zurückzukommen. Damit Führungskräfte das sagen können, bedarf es eines effektiven Vorgehens, also einer Führungskraft, die zwischen wichtig und unwichtig unterscheiden kann. Sie konzentriert sich auf das Wichtige, delegiert das, „was andere auch tun können“ (Drucker) bzw. unterlässt es ganz und geht Zeitdieben aus dem Weg. Interessanterweise leben Menschen, die so denken und handeln mehr im Hier und Jetzt. Sie hängen weniger dem Vergangenen nach, noch hoffen sie primär auf Zukünftiges.

Autor: Norbert W. Schätzlein, www.antaris.biz

Quellen:
Birley, Anthony, R.: Hadrian: The Restless Emperor (Roman Imperial Biographies), Abingdon: Routledge Chapman & Hall, 2011)
Drucker, Peter F.: Die Chance des Unternehmers, Signale für das Management von morgen, Düsseldorf: ECON Verlag, 1987
Drucker, Peter F.: Die ideale Führungskraft, Düsseldorf: ECON Verlag, 1993
Gallup-Engagementindex 2011, www.gallup.de
Goethe, Johann Wolfgang von: Faust Eine Tragödie: Erster und zweiter Teil, München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1997
Kiyosaki, Robert T.: Cashflow Quadrant, Rich Dad, Poor Dad, 3. Aufl., München: FinanzBuch Verlag GmbH, 2011
Smith, Jean Edward: Eisenhower in War and Peace, New York: Verlag Random House, 2012

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